26. Januar 2025
Am 19.01.2025 lag dichter Nebel über Erfurt, doch das sollte uns nicht daran hindern, Schach zu spielen. Das neue Jahr war schon drei Wochen alt, es wurde Zeit für das erste Ligaspiel.
Unsere zweite und vierte Mannschaft spielten Zuhause. Die Dritte fuhr nach Stadtilm, während Turm 1 in Hermsdorf eingeladen war. Die Grippewelle forderte, wie zu dieser Zeit üblich ihren Tribut, aber alles in allen kamen wir recht glimpflich davon.
Unsere vierte Mannschaft empfing die Zweite der SG Geschwenda/Frankenhain. Leider gelang uns keine Überraschung. Wir konnten den Gästen keinen Punkt abringen.
Turm Erfurt 4 verlor gegen SG Geschwenda/Frankenhain 2 mit 0 : 4.
In Stadtilm empfing uns die SG Blau Weiß Stadtilm 2. An Brett 3 gewann Karl und Anton holte am sechsten Brett ein starkes Remis. Ansonsten war allerdings auch hier nichts zu holen. Es war nach der 4:0 Klatsche gegen unsere Vierte in der ersten Runde unsere zweite Niederlage gegen die Stadtilmer diese Saison.
Es endete 4,5 : 1,5 für Blau Weiß Stadtilm 2 gegen Turm Erfurt 3.
Die bei Weitem bessere Saisonstatistik konnten wir jedoch gegen Empor Erfurt aufweisen. Nach unseren gewonnenen Heimspielen in den Runden 1 und 4, kam es zum dritten Aufeinandertreffen mit den Stadtrivalen. Zur Abwechslung war es diesmal ein Auswärtsspiel für Empor. Bei uns ist es auch viel leiser als direkt neben dem Schützenverein bei Empor – jedenfalls sagt man mir das.
An Brett 8 trafen Manfred und Uwe Mattner aufeinander. In der Vielzahl der gemeinsamen Spiele gab es noch kein anderes Ergebnis als ein Remis. Dementsprechend einigte man sich auch diesmal sehr schnell. Auch an den Brettern zwei bis vier, wurde unseren Spielern Remis gewährt. Gerrit (Brett 2), Felix (Brett 3) und Celiene (Brett 4) zeigten sich erleichtert darüber. Verständlich, wenn man bedenkt, dass sie im Durchschnitt jeweils 300 DWZ weniger hatten. An Brett 5 gelang Julian eine Überraschung und gewann. Brett Sechs und Sieben gingen verloren, womit ein Unentschieden allein noch durch einen Sieg von Eric am Spitzenbrett möglich war.
Für Eric war dieses Spiel gegen Frank Zugehör das erste diese Saison. Die Frage war: War er in seiner Schachpause eingerostet oder gelang ihm ein erfolgreiches Comeback?
Er sollte diese Frage recht schnell beantworten. Eine Zuhause ausgearbeitete Neuerung im achten Zug, ein Qualitätsopfer im zwölften Zug und insgesamt dreizehn! Züge Vorbereitung brachte er mit den schwarzen Figuren aufs Brett. Sein Gegner wusste gar nicht, wie ihm geschah, als der Angriff auf seinen König immer mehr Fahrt aufnahm. Die Qualität wurde zurückgegeben und Eric verließ die Komplikation klar im Vorteil, mit zwei Bauern mehr.
Die folgende Stellung mit Schwarz am Zug bewertet Fritz mit -3.
8 | ♚ | |||||||
7 | ♟ | ♟ | ♟ | |||||
6 | ♟ | ♗ | ♟ | |||||
5 | ♞ | |||||||
4 | ♙ | |||||||
3 | ♕ | ♙ | ||||||
2 | ♜ | ♛ | ♙ | |||||
1 | ♖ | ♔ | ||||||
a | b | c | d | e | f | g | h |
Doch es spielte nicht Fritz, sondern Eric und Fehlen ist menschlich. Er wollte mittels 27. … g5 und anschließend 28. Lc7 Sf4, den Springer in den Angriff bekommen. Nur übersah er dabei das Gegenspiel. Es folgten 29. Lxf4 gxf4 30. De5! Nun drohten Schachs auf h8 und b8 nebst Matt durch Dd8. Die d-Linie ließ sich durch den abgetauschten Springer nicht mehr blockieren und der König hatte keinen sicheren Rückzugsort. Eric rettete sich mit 30. … Ke7. Doch 31. Dg5+ f6 32. Dg7+ brachten die Partie schließlich mit einem Dauerschach zu Ende.
Empor Erfurt 3 gewann knapp gegen Turm Erfurt 2 mit 4,5 : 3,5.
Hermsdorf ist von Erfurt sehr gut über die A4 zu erreichen. Bekannt für das naheliegende Autobahnkreuz beherbergt die Kleinstadt in Ostthüringen den Traditionsverein 1887 Germania Hermsdorf inklusive Schachabteilung. Mit einem Abstecher 2016/17 in die Thüringenliga ist man seit mindestens 2009/10 in der Landesklasse. Wir hatten also einen Veteranen in dieser für uns doch relativ neuen Spielklasse als Gegner.
Strategisch klug brachte man gegen den Aufsteiger das erste Mal diese Saison die Stammaufstellung ans Brett. Klar, hier wollte der Gastgeber einen Sieg. In dieser sehr homogenen Liga, in der jeder um den Klassenerhalt kämpft, wäre alles andere auch verwunderlich.
Doch der Plan schien nicht aufzugehen. An Brett 8 einigte sich Nico auf ein Remis, was auch Pauls Gegner an Brett 5 offenbar gern gehabt hätte. Doch der ließ sich auch nach dem dritten Angebot nicht erweichen, sondern spielte seinen Mehrbauern mit Platzvorteil am Königsflügel ganz kalt herunter und gewann. Winfried gelang es am siebten Brett, ebenfalls einen vollen Punkt für die Mannschaft zu holen. Holgers Gegner am dritten Brett patzte in gewonnener Stellung, sodass es zur Halbzeit 3,5 : 0,5 für uns stand.
Der Nebel riss in Hermsdorf mittags auf und die Sonne drang hindurch. Es versprach, ein wirklich guter Tag zu werden. Der Erfolg war nur noch einen Punkt entfernt.
Dem aufmerksamen Leser mag jedoch aufgefallen sein, dass alle Siege bisher mit Weiß errungen wurden und noch drei Bretter mit Weiß gegen uns spielten. Ja, dieser Spieltag sollte ein Tag der Weißsiege werden.
Am vierten Brett endete ein taktisches Feuerwerk für Max mit seiner ersten Niederlage diese Saison. Bernward kam an Brett 6 mit einer Londoner Eröffnung gar nicht gut klar und verlor. Andrew hatte hingegen die Eröffnung gut vorbereitet, mit einer extra neu angeeigneten Variante. Leider erkaufte er sich hierbei eine bessere Bauernstruktur mit schwarzfeldrigen Schwächen vor dem König. Noch nicht gewöhnt an die Feinheiten der Stellung, nutzte sein Gegner diese Schwäche geschickt aus und gewann schlussendlich dank eines Mehrbauern das Endspiel.
Hermsdorf verkürzte also auf 3,5 : 3,5. Es blieb am Spitzenspiel hängen. Elias verteidigte ein Damen- und Läuferendspiel mit zwei Bauern weniger, allerdings der Initiative auf den König. Er gewann einen Bauern zurück, dann noch einen. Allerdings waren die Läufer auf unterschiedlicher Felderfarbe. Es bräuchte wohl einen Magnus Carlsen, um das Spiel noch in die eine oder andere Richtung zu entscheiden.
Elias versuchte es weiter, drohte noch einmal Matt. Nur erlaubte das seinem Gegner, mit Schach einen Damentausch zu forcieren und sie einigten sich direkt auf Remis.
TV 1887 Germania Hermsdorf und Turm Erfurt trennten sich 4 : 4 unentschieden.
Wir beendeten den Spieltag, wie wir ihn begonnen hatten. In Erfurt begrüßte uns wieder der dichte Nebelschleier, der sich den ganzen Tag nicht gelichtet hatte und in der Liga waren wir einen Punkt hinter dem Aufstieg und einen Punkt vor dem Abstieg. Was für eine spannende Liga.